Menschen können sich besser an Objekte oder Informationen erinnern, die sich klar von der Umgebung abheben. Dieser Effekt wurde 1933 von der deutschen Psychologin Hedwig von Restorff entdeckt. Lernpsychologen und Marketingspezialisten machen sich das zunutze. Aber es gibt auch Tücken. Wie Du als Entscheider diese vermeidest, erkläre ich Dir in diesem Artikel.
Der Bizarreness effect bedeutet, dass bizarre Ereignisse besser erinnert werden können als weniger bizarre. Der Effekt ist wissenschaftlich umstritten. Ich finde, er ist real.
Es regnet, also wars die Ente! Auf diese Schlussfolgerung käme doch kein Mensch. Ist ja statistisch auch völlig plemplem.
Wenn man sich nicht bemüht, die tatsächliche statistische Wahrscheinlichkeit von etwas zu ermitteln, sondern stattdessen auf den GMV (gesunden Menschenverstand) vertraut, dann baut man seine Einschätzung meist auf irreführende Stereotype. Was das für Dein Leben, und vor allem berufliche Entscheidungen bedeutet, darum geht es heute.
„Etwas Böses tun belastet mehr, als etwas noch viel Böseres zuzulassen“
Wenn man dich zwingt, zu wählen zwischen einer Entscheidung, die garantiert direkte negative Folgen für jemanden hat und einer Alternative, die nur vielleicht oder nur indirekt negative Folgen hat, wählst du in der Regel Option 2. Sogar unsere Gesetze bestrafen aktive Schädigungen deutlich stärker als wenn die gleichen Schäden durch Unterlassung entstehen. Dein Gehirn, oder dein Gewissen, kommt nunmal besser damit klar, etwas nicht verhindert zu haben, als es klipp und klar selbst verantwortet zu haben. Doch ist es so einfach? Und was bedeutet der Omission Bias für das Berufsleben?
„Gechillte Leute haben keine Ahnung, wie es wütenden Leuten grade ergeht – und andersherum“
Wir sind mies darin, vorherzusagen, wie wir in einer ganz anderen Situation empfinden WÜRDEN. Sind wir zum Beispiel gerade sehr wütend, können wir uns nicht präzise ausmalen, wie wir fühlen, denken und handeln würden, sobald wir uns wieder abgeregt haben. Was heißt das fürs Berufsleben und was kann man tun?
„Was ersteinmal Deine Aufmerksamkeit erregt, das siehst du plötzlich überall“
Wir neigen dazu, Dinge plötzlich überall zu sehen, weil jemand uns darauf aufmerksam gemacht hat. Unsere Aufmerksamkeit ist geweckt für etwas, was wir bis dahin als irrelevant ignoriert haben. So funktioniert ja auch Werbung. So funktioniert aber auch alles andere – Politische Diskurse, Beziehungen, Business. Lass Dich davon nicht fehlleiten.
Such mal den Knopf am Kopf, der Suchergebnisse für Erinnerungen auslöst.
Die meisten werden wissen, dass unser Gehirn sich vor allem dann gerne Dinge merkt, wenn die Erinnerung an etwas Auffälliges oder an den Kontext geknüpft werden kann, in dem gelernt wurde. 1975 sollten zwei Gruppen 36 zufällige Begriffe auswendig lernen. Die einen lernten unter Wasser, die anderen an Land. Dann wurde geprüft, wie viel sie erinnern konnten – jeweils Unterwasser oder an Land. Unter Wasser konnte die Gruppe mehr Begriffe erinnern, die auch unter Wasser gelernt hatte (38% Erinnerung vs. 21%). Für die Landratten galt dasselbe (32% vs. 21%). Heute geht’s darum, was das für uns im Kontext Führung, Schulung, Strategie und Kulturwandel heißen kann.
„Meine Antwort ist ganz klar… eine andere als noch vor ein paar Minuten“
Auf dem hier habe ich lange herum gekaut. Dass der Kontext unsere Entscheidungen beeinflusst, erschien mir zu banal, um darüber zu schreiben. Doch irgendwas reizte mich. Letztlich machte es Klick, als ich mit einer anderen Führungskraft darüber sprach, dass wir alle an der Welt mit gestalten, in der wir leben. Nicht nur im Sinne der Umwelt, oder das wir die physische Welt gestalten, die wir unseren Nachkommen vererben. Sondern vor allem im Dinne der Atmosphäre, die man schafft. Im Sinne der Storyline eines Arbeitstages: Arbeite ich eigentlich irgendwelche Todos ab, oder hat mein Wirken einen Kontext? Bestimme ich diesen Kontext eigentlich mit? Und gefällt der mir? Bewerte ich andere Menschen vielleicht ungerecht, weil ich mich vom Kontext zu sehr lenken lasse? Somit wird das Thema „in welchem Kontext verbringe ich meinen Tag? Macht Kontext mich ungerecht? Welchen Kontext erzeuge ich selbst?“ zu einer ganz essentiellen Angelegenheit. Faszinierend!
Mere-Exposure-Effect (bloßes Ausgesetztsein) ist, wenn man einen Menschen oder eine Sache anfangs neutral beurteilte, aber mit der Zeit immer positiver empfindet. Das kann natürlich daran liegen, dass z.B. die Person wirklich gute Seiten gezeigt hat. Unser Gehirn neigt aber dazu, auch ohne jegliche Fakten, einen Menschen mit der Zeit besser zu finden, einfach weil man ihn oft gesehen hat.
Heute geht es darum, wie der Effekt Dein Führungsverhalten negativ beeinflusst und was Du tun kannst…
Ich habe jetzt bestimmt ca. 5.000 Menschen in Veränderungen erlebt. Ca. 10% durfte ich intensiver kennenlernen, bei 90% habe ich zumindest deren fachliche und überfachliche Forderungen, Sorgen und Hoffnungen erfahren. Was nicht zu spüren war: ANGST VOR VERÄNDERUNGEN. Immer wieder begegnet mir dieser Satz. Dabei ist er VÖLLIG FALSCH. Wieso wird das trotzdem ständig kolportiert?
Lass deine Psycho-Studien mal stecken. Die meisten Bullshitquellen untermauern diese Fehlaussage nur mit weiteren Bullshitquellen. Beispiel: Angst-Verstehen.de „die meisten Menschen haben Angst vor Veränderungen“. Quellen: – Pal-Verlag (Lebenshilfe), – stern.de (mittelmäßige Zeitschrift), – zeitzuleben.de („ein Informatiker, der manchmal ein bisschen schüchtern ist, gerne Tiramisu mag, und manchmal Dinge kauft, die er nicht braucht“)…
Darüber, was Menschen meiner Meinung nach in Zeiten der Veränderung wirklich fürchten, und was Du bitte tun solltest, schreibe ich heute einen etwas längeren Beitrag.
Der Wahrheitseffekt (engl. truth effect, illusory truth effect, frequency validity effect; auch Validity-Effekt oder Reiterationseffekt) beschreibt folgendes Phänomen: Aussagen, die Du bereits früher einmal gehört oder gelesen hast, hältst Du für richtiger oder wahrscheinlicher, als wenn Du sie heute zum ersten Mal hörst. Sozusagen Fremdenfeindlichkeit gegenüber Aussagen: alles Neue wird beäugt, was man hingegen schon kennt, wird in Ordnung sein. Wie kommt das? Wie damit umgehen?
Die Aufmerksamkeitsstörung „Attentional Bias“ ist eine Hyperaufmerksamkeit für Gefahren. Probanden, die Wörter zu Farben zuordnen sollen, zögern länger bei Wörtern, die sie bedrohlich finden (modifizierte Stroop-Farbaufgabe). Dies trifft ängstliche Menschen stärker. Und jeder hat so seine Ängste. Der eine zögert bei Wörtern mit Bezug zu Ratten, jemand anderes bei Wörtern, die mit der aktuellen Arbeitssituation zu tun haben… das Hirn bekommt die simple Aufgabe (einem Wort eine Farbe zuordnen) einfach nicht mehr so schnell hin, wie bei neutralen Wörtern. Die Aufmerksamkeit wird abgezogen.