Braves Vorbild oder kluges Vorbild?

Vorbild sein, Role Model, verantwortungsvoll. Grade sehr aktuelles Thema. Und ja, Vorbild ist man für andere eh – dann doch bitte auch ein gutes. Aber vorbildlich ist man nicht nur im Hinblick auf gutes Verhalten, sondern auch im Hinblick auf kluges.

In unserem Kulturkreis erntet man viel Beifall für „gutes Verhalten“. Wenn ich weniger fliege oder auf Ökostrom umsteige, oder Vegetarier werde, handle ich in den Augen vieler vorbildlich. Ich finde das schade. Nicht weil ich gegen diese Verhaltensweisen wäre. Nein, sie sind gut. Es ist nur so, dass es viel effektiveres Verhalten gäbe. Doch das wird in unserer Kultur oft entweder übersehen oder sogar gering geschätzt: kluge Verhaltensweisen! Es ist doch für das Ziel, den CO2 Ausstoß im Zaum zu halten viel effektiver, wenn ich 2-3 andere davon abbringe, eine Kreuzfahrt zu machen oder 5x pro Jahr zu fliegen. Aber Beifall kriegt nur wer öffentlichkeitswirksam auf irgendwas verzichtet. Belohnt wird das erbrachte Opfer, nicht die Klugheit.

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Smutje lass die Kartoffeln stehen!

Wenn ein Schiff auf Klippen zusteuert, ist es am Anfang Sache des Captains und Steuermanns, den Kurs zu korrigieren. Die Smutjes z.B. sollten sich raushalten.

Wenn das Schiff aber leck ist und überall schnell mit angepackt werden muss, wird es irgendwann zunehmend befremdlich, wenn die Smutjes sagen „ich bin hier nur für den Kartoffelsalat zuständig“.

Selbst Crews mit fragmentiertesten Verantwortungslandschaften, beschriebensten Rollen und altehrwürdigsten Vorgehensweisen müssen in Krisenzeiten flexibel reagieren, um zu überleben.

Smutje schält Kartoffeln (CCO)
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Es sind die Basics

Egal ob Du ein großes berufliches Abenteuer vor Dir hast, tief im Schlamassel steckst oder ultra high Performance aufrecht erhalten willst. Wenn du mich fragst, worauf zu achten ist – was wirklich hilft… Ich antworte inzwischen mehr denn je: es sind die Basics. Und die kennst du. Brauche ich hier nicht nochmal hinzuschreiben.

Viel Erfolg!

Führung durch Angst ist schrecklich und riskant. Ebenso Führung durch Wohlfühlkukucksheim!

Es soll Firmen geben, die mit ihrer Angstkultur zwar Höchstleistungen provoziert haben und phasenweise große Unternehmenserfolge erzeugen konnten, jedoch irgendwann gegen die Wand gekracht sind. Angst und das Setzen irrational hoher Ziele, ja sogar mehrerer strikt konträrer Ziele, führt zu „Impression Management“ wie es die Zeitschrift ORGANISATIONSENTWICKLUNG in ihrer aktuellen Ausgabe nennt. Durch Illusionen, Rhetorik und allerlei Tricks wird nach innen und außen signalisiert „Wir haben für die widersprüchlichen Ziele eine geniale Lösung! Alles im Griff“, weil sonst der eigene Kopf rollen würde. Ähnlich einer Diktatur bleibt allen, denen ihr Leben lieb ist, nur noch, dem Diktator zu melden, was er gemeldet bekommen will. Doch auch mit einer Wohlfühlkultur kann es gewaltig in die Hose gehen.

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Es braucht mehr Zutaten für erfolgreiche Teams als Psychologische Sicherheit!

Warum immer nur >Psychologische Sicherheit<? Angenommen, du brauchst für eine guten Streuselkuchen Hefe, Eier, Mehl, Salz, Zucker, Milch und Butter. Albern wäre, wenn man versuchen würde, den Streuselkuchen allein mit Milch zu kochen. Oder allein mit Hefe. Doch wenn wir etwas über erfolgreiche Teams lesen, taucht fast immer nur #Psychologische #Sicherheit auf. Das ist genauso albern. Denn es braucht mehr Zutaten für erfolgreiche Teams als Psychologische Sicherheit!

Die 5 wichtigsten Zutaten sind neben der ständig zitierten Psychologischen Sicherheit nämlich auch:

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Verwechselt nicht „Kreativität“ mit „keine Ahnung“!

Wenn Dir Agilisten, Key Note Speaker oder Berater erzählen, die Welt sei VUCA, die Welt von heute brauche meist Kreativität statt Wissen oder „People“ sei wichtiger als „Processes“… dann ist da in vielen Fällen was dran. Aber es ist auch eine gigantische Falle darin versteckt. In der potentiellen Verwechslung von „Kreativität, Fehlerkultur und Systemischem Denken“ mit „Disziplinlosigkeit, kultivierter Ahnungslosigkeit und Cherry Picking“. Gerade größere Unternehmen müssen schnell interne Kompetenz aufbauen, um diese Fehler zu vermeiden. Beim Einkauf von Trainern, Coaches und Beratern – bei der Gestaltung interner Kommunikation – bei der Begleitung von Nachwuchsführungskräften etc. Was diese Fallen genau sind und warum erfolgreiche agile Unternehmen sehr sehr sehr viel Wert auf Prozesse und Wissen legen, und warum alle Welt das Thema Fehlerkultur am Punkt vorbei diskutiert, darum geht es heute.

Die Wahrheit ist Lila, mindestens blaurot gescheckt. Wahlweise gestreift.

Was sind die Fallen beim Thema Kreativität, Fehlerkultur und Systemisches Denken?

VUCA is (to some extent) what YOU do!

Die größte Falle ist, wenn man glaubt das eigene Team oder Unternehmen müsse sich zwischen Rot und Blau entscheiden. Als wäre die Welt vor 2000 ausschließlich simpel gewesen und nach 2001 ausschließlich komplex oder so. Das ist nicht so. Die Welt wird scheinbar immer mehr VUCA, aber mal provokant gefragt: vielleicht machen wir sie ja selber VUCA? Ich erinnere an die Debatten der 90er und 2000er, die sich um die extreme Individualisierung drehten. Wenn jede*r alles „so macht wie ich es halt machen will“ trägt das schonmal viel bei zu A und C. Man kann sich aber auch zusammenreißen (auf Arbeit) und diszipliniert verhalten, an Prozesse und Standards halten etc. dann kommen manchmal hammer Ergebnisse raus. Dann kann aber nicht jede*r wie ih*r grad ist. Muss man halt mögen.

Team und Abteilung sind out. Das heißt jetzt Train, Squat, Tribe, Guild, Chapter, … you name it

Auch das frenetisch Aufspringen auf immer neue Tools, Apps und Hypes macht Die Welt enorm V, U, C und A (schon wieder von Deon weg hin zu Miro? Wie geht das denn jetzt wieder? Welche Software für was? Ist das eigentlich erlaubt?). Auch das permanente Durchquirlen neuer Begriffe. Eine Pest, die alle nur verwirrt. Gerade die Vertreter*innen der schönen neuen roten Welt schmeißen nur so um sich mit völlig unetablierten (und unnützen) Termini. Das macht alles nur VUCAiger als nötig. Weils kein Mensch checkt (der den Arsch voll mit echter Arbeit hat).

Kultivierung der Ahnungslosigkeit – oder „das kann man dann ja brainstormen“

Der zweite Fehler ist, wenn man glaubt, Wissen sei unnötig, solange man kreativ ist. Das begegnet mit immer dann, wenn tausende in die Design Thinking Seminare strömen, aber nur 3 in die Power Automate Session. Ideation, Brainstorming, Personas erfinden (ja leider!), Lösungen fühlen – was auch immer du an tollen Methoden reinziehst: Wenn du in deiner Branche eine Rolle spielen willst, was verändern willst, die Firma retten oder Märkte erobern – dann musst du nach wie vor auch eine Menge WISSEN. Richtig was KÖNNEN. Wer wird denn mit Traum Einstiegsgehalt gelockt? Scrum Master, Design Thinker, Brainstorming-Moderatoren, Achtsamkeitscoaches – oder Coder, Anwälte, Finanzer, Mathematiker? Letztere, weil sie richtig was wissen. Ja Soft Skill ist das neue Hard Skill. Das heißt: wenn der Mathematiker zusätzlich ein wenig teamfähiger wird, dass ihm dann die Welt gehört. An allen Ecken und Enden werden Leute gesucht, die was wissen. Der Spruch heißt nicht, dass Du in einer zunehmend digitalen, automatisierten, sauschnellen, globalisierten, verzwickten Welt jetzt mit ein paar Zertifikaten in TheorieU, Advanced Business Canvassing und Systemischem Aufstellen irgendwen vom Hocker reißt.

Heute könnte fast jeder zweite Workshop heißen „Hilfe! WTF müssen wir tun, was können wir tun, was dürfen wir überhaupt tun?“

Und systemisch, ja, also… sicherlich ist alles ein System. Sicherlich musste auch ich Luhmann lesen. Natürlich wirkt alles irgendwie auf alles. Und ich bemerke in meiner täglichen Arbeit sogar, dass die Mehrheit der Menschen inzwischen „Systemisch“ nicht mehr für einen Chakra Tanz hält, sondern am eigenen Leibe spürt, wie wechselwirkend alles inzwischen ist. Früher gab es Workshops, die hießen „Prozessoptimierung“, „Strategieworkshop“ oder „Teambuilding“, schön klar umrissen. Heute könnte fast jeder zweite Workshop heißen „Hilfe! WTF müssen wir tun, was können wir tun, was dürfen wir überhaupt tun? Was wollen wir individuell tun und wofür tun wir das überhaupt? Ach wir tun es längst, ah Hilfe!“ Die Falle im Narrativ vom „Systemischen“ ist, wenn zu viele Leute nur noch um diesen System-Brei herumreden und immer weniger Leute Dinge tun. Denn Dinge tun führt immer noch zu Geld verdienen. Das hat sich nicht verändert.

Warum legen erfolgreiche Unternehmen entgegen typischer aktueller Narrative SEHR viel Wert auf Prozesse und Wissen?

Alle Unternehmen, die derzeit die Märkte dominieren, haben in der Aufbruchsphase evtl. hoch kreativ ausprobiert, Ideen gebrainstormed, crazy Kram gemacht, geschenkt. Aber sobald sie wussten, wo der Zaster liegt, haben sie Prozesse perfektioniert und Wissen gehäuft. Muss ich noch Google, Tesla, Netflix, Apple sagen? Da flutscht alles. Eine tolle UX, vernetzte Rechenzentren oder das Kapern ganzer Wertschöpfungsketten sind keine Folge von Kreativität. Es sind vor allem Folgen von harter kluger Arbeit, Skrupellosigkeit, Bergen an Budgets sowie Anpassungsfähigkeit (der eigenen Prozesse!)

„People over Process“ und Kundenfokus sind oft nur eine hohle Phrase. Geh doch mal zum Scrum Team und sage „Für den Kunden und uns alle wäre es super wichtig, dass der und der Knopf sofort grün gemacht wird“. Was passiert dann? People? Nee, Process! „Talk to my Backlog“ wird die Antwort sein. Die Coder haben sich mit Sprintzyklen zeitliche Reviere der Macht geschaffen. Lasst uns 4 Wochen in Ruhe an meinem Code mokeln, ihr People.

Zum Wissen brauche ich nichts mehr zu sagen, oder? Klar, in komplexen Situationen kann man nicht alles vorher wissen, per Definition. Sonst wäre es ja nur kompliziert. Oder gar simpel. Aber wenn Du Wissen in die alte Ecke stellst (blaue Welt, überholt, starr, …) dann gehst du zu weit. Intuition, Fachwissen, Weltwissen, Lebenserfahrung, Methodenwissen, Insights in Themen an die nicht jeder rankommt – das alles verliert nicht einen Millimeter an Bedeutung. Wenn du darauf pfeifst, dann nehme ich dir sofort alle Teammitglieder weg, die irgendwas wissen. Du kriegst stattdessen ausschließlich Leute, die gar nichts wissen aber super kreativ sind. Have fun!

Warum wird beim Thema Fehlerkultur oft am Punkt vorbeidiskutiert?

Angenommen bei Netflix baut jemand Mist. Er handelt gegen Abmachungen, hält sich nicht an Qualitätsvorgaben, schummelt oder kümmert sich nicht genug um ein Thema und nun ist die finale Staffel von Supernatural offline. 🤯 Ja glaubt ihr, er kriegt weniger Ärger als jemand, der für die ARD Mediathek arbeitet? Fehler sind Fehler. Klar, man muss nicht gleich rausgeworfen werden. Klar kann man aus Fehlern auch lernen. Und manchen ist ein MA, der Fehler gemacht hat (also die Chance zum Lernen hatte) wertvoller als MA, die noch nichts dazugelernt haben. Aber das hat nichts mit Agilität oder neuer Führung, New Work, Achtsamkeit oder irgendwas sonst zu tun. Das ist seit Jahrtausenden in jeder Organisation, Familie oder Gesellschaft ein wichtiges Thema: wie wird mit Fehlern umgegangen? Wie diszipliniert verhalten wir uns? Das viel gelobte (und super wichtige) Vertrauen kommt ja auch nicht von allein, es wird durch Compliance erworben.

Was jedoch bei Netflix und Co. in Puncto Fehlerkultur anders gemacht wird, ist: sie managen das Ausprobieren anders. AB Testing, olle Kamelle, aber manche machen das halt professionell. Andere machen denselben „richtigen“ alten Kram auf Gedeih und Verderb weiter. Fail fast, often and forward ist die Maxime erfolgreicher Unternehmen. Sie gehen aber nicht in dem Sinne anders mit „Fehlern“ um. Ergebnisse aus Versuchen sind keine Fehler, sondern Erkenntnisse.

Fehler machen im Sinne von Verfehlungen, etwas falsch machen, ist doch ganz was anderes als Ausprobieren. Anstatt also dein ganzes Unternehmen auf den Kopf zu stellen, alle müssten jetzt mal aufhören, Fehler zu kritisieren, solltest du lieber rumlaufen mit einem Schild: „Wir müssen endlich professionell ausprobieren und datenbasiert Erkenntnisse gewinnen!“ Klingt halt nicht so fancy wie Fehlerkultur.

Fazit

  • Ich habe für mich selbst sehr viel gelernt in Umgebungen, in denen Fehler sehr gefährlich waren und entsprechend hart und fair kritisiert wurden. Verantwortung, Umgang mit Kritik, Umgang mit Scham, Umgang mit Scheitern, Wachstum durch Selbstreflektion. Diese Erfahrungen empfehle ich allen, die viel von Fehlerkultur sprechen. Sie sind so wertvoll.
  • Sprecht weniger von Fehlerkultur, mehr vom professionellen Management des Erkenntnisgewinns. Oder meinetwegen AB Testing. Oder Fail Fast, Often and Forward. Oder Lernende Organisation.
  • Soft ist das neue Hard Skill. Ok. Aber Hard ist auch das neue Soft Skill. Um Wissen kannst du dich nicht drücken. Auch nicht in der VUCA Welt.
  • Erfolgreiche Unternehmen schaffen Prozesse nicht ab sondern halten sie ein. Weniger erfolgreiche schaffen sie nicht ab UND halten sie nicht ein.

Freue mich auf Debatten

Cheers!

Wann #Purpose die #Transformation behindern kann:

Der Purpose führt ein Doppelleben. Eine Version ist nah an der klassischen MISSION. Laut z.B. Roland Berger führt Purpose zu überdurchschnittlichem #Wachstum. Außerdem laufen die GEN-Yler sonst weg. Durch seinen Purpose soll das Unternehmen den Mitarbeitern erleichtern, sich mehr mit der Firma zu identifizieren als über schnödes Gehalt. Die Mission soll Drive verleihen, Engagement entlocken, so dass die Belegschaft auch anstrengende Wege, in die Zukunft mit geht. So dass man Transformationen, bei denen es Richtung braucht, übersteht, mit allen Durststrecken des Change Wahnsinns, des Ausprobierens und Scheiterns, sowie der teils schmerzlichen Veränderungen. MISSION als MITTEL der Transformation.

Die andere Version ist eher bottom up und stellt die Frage nach dem SINN des Ganzen für die Menschheit. Z.B. OpenSAP packt Purpose in den Kontext von #NewWork. Daher der Spruch: The Purpose of Business is Purpose – im Gegensatz zur älteren Version The Purpose of Business is Business. Weg vom kalten Geldverdienen. Hin zur ökofriedlichen Koexistenz. Wenn man New Work in Bergmanns Sinne auslegt (und nicht in einer Schischiversion wie viele andere), dann ging es darum, den Menschen das arbeiten zu lassen, was er „wirklich wirklich will“. Raus aus der Knechtschaft der kapitalistischen Lohnarbeit. Hin zu Selbstbestimmtheit und Da hin wollte der Fritjof. SINN als ZIEL einer Transformation.

Hast Du Deinen Purpose oder forderst Du einen von Deiner Firma? Beides wäre ok. Aber nicht dasselbe. Und beides hat Konsequenzen.
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