Steile These des Tages: Die digitale Automatisierung hat zwei gegenläufige Auswirkungen auf unsere Jobs. Wer bisher ganz gern Systeme befüllt hat, wird seinen Job schwinden sehen. Und wer Menschen dem Computer vorzog, wird dies in Zukunft überdenken müssen. Ersteres ist klar, doch warum eigentlich letzteres?
Kategorie A: alle die berufsbedingt den ganzen Tag irgendwas „ins System tippen“, werden Teile ihres Jobs an die Automaten verlieren. Es ist schlicht ineffizient, wenn man händisch Daten hin und her tippt. Datenpools, vernetzte Systeme und Algorithmen sorgen längst zunehmend für automatisch ablaufende Prozesse. Steuerdaten, Kennzahlen, Spezifikationen, Ein- und Ausgänge, Kundendatenaufnahme, Dokumentation von etwas, etc. pp. das sollte am besten alles im Hintergrund flutschen und nicht „sachbearbeitet“ werden müssen. Dieser Teil ist nichts Neues.
Wissensarbeit schützt Dich nicht vor den Computern
Alle anderen werden aber auch umdenken müssen. Da kann man noch so darauf hoffen, dass Computer nie intelligent oder kreativ werden. Auch die Wissensarbeiter werden von den Automaten herausgefordert.
Kategorie B: alle die berufsbedingt viel „mit Menschen machen“, werden Teile ihres Jobs mit den Automaten teilen müssen. Es ist schlicht nicht mehr effektiv genug, wenn man Service-, Wissens-, oder Kreativarbeit nur face to face macht. Kundengespräche führen, Produkte erschaffen, Events konzipieren, Menschen beraten, Prozesse verbessern, … etc. pp., das alles sollte zwar den Human Factor zur Geltung bringen, aber eben auch datengestützt sein, validiert werden, überprüft werden und nachhaltig weitergenutzt werden.
Bei meinem Job mal angefangen, als Beispiel: Da klebt man als Moderator Jahre lang Zettelchen auf Wände und dokumentiert schwer lesbare Ergüsse der Teilnehmer im Nachhinein, um irgendwie zu Aufgabenfeldern zu kommen, die einer nachhaltigen Verbesserung dienen. Wer macht was bis wann, war immer die Frage. Das Warum wurde immer als beantwortet vorausgesetzt, dafür war ja der Workshop da. Und da man so gerne „was mit Menschen“ macht, drehte sich vieles im Job darum, wie man mit den Teilnehmern interagiert und sie mit immer neu entwickelten Spielen, Aktivierungen etc. bei Laune hält, ihre Perspektiven dreht, ihre Entscheidungsfreudigkeit oder Offenheit fördert.
Aber so langsam (und seit Corona sofort) ist Schluss mit den 2 tägigen Präsenzworkshops. Gähn. Das sind doch Strohfeuer, die kaum nachhaltig sind. Im Workshop regieren außerdem oft die Mitarbeiter mit den lautesten Organen, oder die vom Moderator zugelassene Richtung, sowie dessen Tagesform oder die neue Methode, die er heute „ausprobiert“.
Das Problem: man verwendet viel Energie darauf, Dinge innerhalb der kurzen Zeit besprech- und entscheidbar zu machen.
Nun ist KVP aber kontinuierlich, Verbesserung sollte immer geschehen, nicht sprunghaft an zwei langen Tagen pro Jahr mehr oder weniger auf Krampf beschlossen werden. KVP sollte einfach sein, regelmäßig und Erfolge zeigen. Dann machen das auch alle gern.
Hierfür gibt es inzwischen statt Klebezetteln und Brownpapers tolle Software für Workshops. Es gibt sogar Programme, die Verbesserungen im Team / Projekt permanent sicht- und messbar machen und hintenraus gleich passende Vorschläge für Maßnahmen machen. Dafür muss ein Coach/Berater nun eben neben der Arbeit mit echten Teilnehmern auch mal eine Software befüllen. Im Gegenzug bekommt er aber auch eine visuelle Auswertung und die Meinung aller im Team gleichwertig und systematisch abgefragt, und spart sich das aus-der-Nase-ziehen von Maßnahmen sowie die Doku.
Darin liegt die Power: Daten abgleichen, benchmarken, visuell aufbereiten, lästige Dokumentation automatisieren, Bedarfe abfragen, Cases vergleichen, Muster erkennen, etc. pp. Es geht darum, nicht mehr nur irgendwas zu behandeln, sondern Teams und Prozesse sinnvoll zu verwandeln. Und das geht nicht mit Klebezetteln! Das geht mit Insights, Mustern, Datenreihen, Fakten und Trends.
Das war das Beispiel für meinen eigenen Beruf. Aber Software hebt alle Berufe, die vermeintlich „face to face“ laufen, auf ein ganz neues Level.
Die Nase vorn haben werden also auch unter den WissensarbeiterInnen, die Leute, die ihre Kreation, Customer Care, Beratung oder eben Moderation voller Enthusiasmus auf digitale Tools stützen. Und damit meine ich nicht noch ein Zoom, noch ein Doodle oder noch ein Mentimeter. Ich meine echte Computerdinge.