Neulich beschrieb ein Mensch in einem Workshop die Lage so: „unser Team ist wie ein Spielzeugboot in so einem Pool auf einem Kreuzfahrtschiff. Wir selbst können Gas geben so viel wir wollen. Das Gesamtsystem beschleunigt sich dadurch nicht. Wir prallen höchstens gegen die Poolwand“. Ich fragte: „Und dann?“ „Dann gehen wir entweder kaputt, oder wir drehen uns bei voller Fahrt im Kreis“. Das passiert, wenn Du dein Unternehmen streng nach Fachabteilungen abtrennst.
Es ist wie mit dem Rauchen und dem zu wenig schlafen – jeder weiß es ist nicht gut, doch machen wir es weiterhin: Unternehmen streng nach Abteilungen abteilen. Und wundern sich dann, wenn anstatt einer schneidigen Organisation ein tumbes Frankensteinmonster umhertorkelt.
Jetta Frost und Kollegen von der Uni Hamburg hielten mal einen schönen Vortrag über Organisation und dabei kam die Sprache auch auf die „Organisationskuh“. Was eigentlich ein Organismus sein möchte, wird durch Abteilungen abgeteilt, durch Divisionen dividiert, durch Schnittstellen geschnitten, nach Sektionen seziert… Ihr Bild dafür war eine dieser typischen Metzgerskühe, in welche die Fleischsorten eingezeichnet sind.
Doch anstatt den Laden so in den Griff zu bekommen, managed man ihn in ins Klein-Klein hinein. Nur wenn super klar ist, wer was zu machen hat, kann man ein Unternehmen in hoch spezialisierte Silos zerteilen. Wenn man aber transformieren muss, gemeinsam innovieren, kundenzentiert kollaborieren, dann geht das nicht mit der Orgakuh. Hier, wie ich mir diese Orgakuh im Alltag vorstelle.
Zurück zum Kreuzfahrtschiff. Es kommt ja zum Glück langsam was in Bewegung in corporate Germany. Silohockerei und Engpassverwaltung sind keine Garanten mehr für Karriere. Es zählt inzwischen immer öfter, ob man an mit anpackt, sich selbst neu erfindet, um nützlich zu bleiben, , open book lebt… Und die Kapitäne lassen immer öfter diejenigen mit in den Kontrollraum, die wissen was sie tun und mit anpacken wollen. Anstatt vom Pool aus dem Kapitän mir auf die Schuhe zu gucken, nimmt Augenhöhe zu.
An anderer Stelle habe ich schon beschrieben, wie remote Arbeit und neue Tools zu einer neuen Art von Netzwerken führen. Das Team ist zunehmend die Gruppe von Menschen, die irgendwas gemeinsam wuppt, egal wo die Teammitglieder organisatorisch sitzen. Auch die Einführung von Matrixorganisationen und agilen Teams stärkt den Aufstieg fachlicher Kompetenz zugunsten bloßer Schulterklappen. Doch die neue Welt der nach „unten“ abgegebenen Macht erfordert halt auch Ownership, Mut, unternehmerische Energie von uns. Und es kann schon Ehrfurcht einflößen, einen großen Dampfer durch Untiefen, Unwetter und enge Suezkaanäle zu steuern. Da bleibt der eine oder andere vielleicht doch lieber im Pool.
Was ich sagen will: Sei dabei. Du wirst niemals die Situation des Spielzeugboots verändern. Aber Du kannst das Spielzeugboot im Pool stehen lassen. Abtrocknen, Hosen an, ran ans Steuer! Kompetenzorientierte Hierarchie lebt davon, dass man seine Kompetenz auch zeigt!!!