Warum das Homeoffice für mich als Moderator ein Glücksfall ist

Ich kann mir vorstellen, dass einige Trainer, Moderatoren und Berater nicht begeistert vom Homeoffice sind. Entweder weil ihr Job auf Präsenz angewiesen ist, oder weil sie es bevorzugen, direkten Menschenkontakt zu haben. Für mich als Changebegleiter ist das Homeoffice ein Glücksfall, denn dadurch wird genau das vorangetrieben, was ich ohnehin bei meinem Klinetel zu verankern versuche: offenes, pragmatisches, digital gestütztes, transparentes, zielorientiertes, reibungsloses Arbeiten in interdisziplinären Teams!

For some it is the end. For some it is the beginning.

Ich habe im folgenden ein paar Gründe zusammengetragen, warum für mich der große Lockdown ein pures Geschenk ist und wieso die Krise für manche Veränderungen extrem hilfreich ist.

1. Nähe

Ich werde viel öfter kontaktiert. Man skyped mich schnell mal an wegen einer Frage oder einem Hinweis. Herr Wilke, ich hab was herausgefunden, das wollte ich Ihnen unbedingt mitteilen! Wie schön. Es wird auch mehr geduzt. Und gespaßt, wofür nicht zuletzt auch das vermehrte Chatten, Emojis und lustige Features in Skype und MS TEAMS sorgen. Auch die gemeinsamen Probleme (Kinderbetreuung, Bandbreite, Sorge um die Firma, etc.) schweißen zusammen. Wir machen digital inzwischen auch viel öfter Check-Ins und Outs um menschliche Aspekte nicht zu vergessen.

2. Nachhaltigkeit

Im Gegensatz zu „Strohfeuer-Workshops“ des analogen Zeitalters, wird seit dem Lockdown jetzt ein andauernder Dialog aufrecht erhalten. Die rein digitale Vorgehensweise revolutioniert bei uns auch gerade das Workshopwesen ansich. Wir arbeiten viel mehr daran, die Selbstorganisation der Abteilungen zu stärken, als einen guten Workshop zu liefern. Wenn man den Workshop in MS Teams virtuell durchführt, kann man Arbeitsgruppen direkt in den Planner hinein arbeiten lassen. Keine Klebezettel, keine Doku, keine Nachbereitung, kein Follow-Up – sondern Ergebnisse, die direkt in Todos gewandelt werden. Die Arbeitsgruppe kann über den Workshop hinaus einfach weitermachen. Vor dem Workshop = während des Workshops = nach dem Workshop.

3. Mindset

Die meisten Beteiligten sind meiner Meinung nach plötzlich deutlich offener und unverstellter geworden. Meine Theorie ist, dass man sich im Homeoffice viel eher genügend Abstand und Schonzeiten verschaffen kann und daher das Nervenkostüm viel besser in Balance halten kann. Wenn mich einer aufregt, oops, skype abgestürzt… Scherz. Und ich erlebe viel weniger Business Theater, stattdessen herrlich pragmatisches und oft sogar besser gelauntes Verhandeln über Lösungen. Dies ist freilich erstmal ein temporärer Effekt. Aber er hilft dabei, nachhaltig am eigenen Mindset arbeiten zu können. Nicht zuletzt ist ja jede größere Veränderung des Settings ein Fenster zur Veränderung.

4. Mehrwert

Anfangs war ich plötzlich nur noch zu 50% ausgelastet. Es fiel durch den „Hausarrest“ plötzlich so viel Ballast einfach weg. Wegezeiten, Parken, Käffchen, Warten in der Kantine, Stau, Pendeln, Kuddelmuddelgespräche auf dem Flur. Termin von 30 Minuten, obwohl 5 ausgereicht hätten, etc. etc. Diese 50% habe ich aber schnell mit wunderbaren Dingen aufgefüllt (neue Projekte, mehr Qualität, mehr Fortbildung, mehr Vernetzung).

5. Teams 2.0

Der Lockdown hat dazu beigetragen, dass Menschen sich über das ganze Unternehmen hinweg zusammenschließen, um etwas zu erreichen. Die crossfunktionale Zusammenarbeit hat stark zugenommen. Per Skype oder Teams ist so manche Hierarchieebene oder so mancher Fremde viel zwangloser kontaktierbar. Teams sind in Zukunft nicht mehr die die zufällig(?) im selben Büro hocken wie ich, sondern die, mit denen ich richtig was bewege.

6. Bestätigung

Die zwangsweise Beschäftigung mit Office 365 oder mobiler Arbeit / Homeoffice führt zu steigender Akzeptanz auf allen Ebenen. Manche FK merkt, das funktioniert besser als gedacht mit dem Homeoffice. Manche Topmanagerin merkt, der 60 minütige Skype Call mit 150 Personen lief ja prima. Teams merken, mensch warum Ablagen vollmüllen und unzählige Versionen von PPT hin und her mailen, wenn man auch einfach mit einem Dutzend Leuten gemeinsam in ein und derselben PPT arbeiten und komentieren kann?

Meine Ziele als Moderator und Changebegleiter sind, meiner Kundschaft zu folgendem zu verhelfen: Selbstorganisation, menschliches und fröhliches Miteinander, veränderungsoffenes Mindset, Ausprobier- und Fehlerkultur, hohe Zielorientiertheit, effiziente Arbeitsweisen und ganzheitliches Denken. Alles dies wird im Moment meiner Meinung nach durch den Lockdown enorm gestärkt.

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