#Nanomanagement: Was würde Elon Musk tun?

Auch ich habe ein Recht, an der Mythenbildung um Elon Musk mitzuwirken. Daher heute mein Beitrag über einen Beitrag des Manager Magazins, der zusammenfasst, was andere über Musk behauptet haben. Wird richtig spannend, versprochen! Es geht um Normalos vs. Genies und Nanomanagement vs. Micromanagement. Außerdem erfinde ich wieder neue Wörter und belege rein gar nichts mit irgendwelchen Studien. Have fun!

Ich habe einen MM Artikel gelesen, inwiefern Musk für einen großteil der Innovationen und der Effizienz-Ideen selbst verantwortlich sei. Um seine unendlichen brillanten Einfälle ins System zu kippen, reise er unermüdlch, arbeite er unermüdlich, fordere er das Maximum von seinen Mitstreitern. Vor allem fordere er, dass alle ihm in seinem Tempo folgen (können). Er betreibe kein Micro Management, so MM, sondern geradezu Nanomanagement. Damit widerspreche er allen gängigen Forderungen für gute Führung. Sein Prinzip (angeblich): „Breche jedes Problem bis auf das Naturgesetz herunter, dass dem Problem zugrunde liegt. Dann findest Du die optimalen Antworten.“ Wenn zum Beispiel Experten sagen „das geht nicht“, dann findet er zuerst heraus, warum soll das nicht gehen? Und wenn es im Rahmen der Naturgesetze möglich ist, muss es machbar sein. Punkt. Alles andere ist Angst, Geschwätz oder Faulheit. Und dann müssen eben andere Leute ran. Spannende These, oder?

Vorab gesagt – wenn uns Normalos mal wieder jemand ein Buch verkaufen möchte mit der Botschaft „Was würde Elon Musk tun?“, dann denke sofort diesen Satz: „Auf jeden Fall nicht dieses Buch kaufen“.

Die Idioten führe ich nicht mit auf, sie sollen in Vergessenheit geraten. Außerdem entbehrt diese Grafik jeder wissenschaftlichen Grundlage. Gern in der ganzen Welt verteilen!

Gerade mit Geschwätz, so MM, verschwende Musk fast gar keine Zeit. Zwar könne im Prinzip jeder zu ihm kommen, der etwas beitragen möchte. Man müsse sich aber sehr genau überlegen, was man für Argumente vorbringen möchte und auf den Punkt kommen, denn sonst sei man nach wenigen Sekunden weg. Durchaus auch gefeuert. Hier kommt schnell der Eindruck eines Tyrannen auf. Doch man kann gut streiten, ob es sich um ein hoch effizientes Führungssystem handelt – eines für Genies eben und nicht für Normalos. Und hierin liegt auch die Antwort auf die Frage nach dem Widerspruch zu gängigen Führungsmodellen. Diese sind nämlich für Normalos!

Ich gehe nachher darauf ein, warum das System Musk für uns Normalos nicht zutrifft (oder doch ein bisschen?). Was an seinem Vorgehen jedenfalls positiv zu sein scheint: Sobald Musk den Eindruck hat, dass ein Kollege das Problem selbst gut durchdrungen hat, und einen Plan hat, überlässt er ihm angeblich sofort das Ruder. Darin, so lese ich den MM Artikel, steckt eine Hauptzutat des Erfolgs. Musk delegiert sofort, sobald er versteht, dass Du verstehst. Und das kann er aufgrund seines Genies treffsicher in kürzester Zeit entscheiden. Er verbindet also Nanomanagement mit Empowerment.

Mir gefällt das Vorgehen persönlich ganz besonders, da ich ja auch gern komplette Freiheit habe (auch Narrenfreiheit, aber ich meine hier Problemlösungsfreiheit). Aber es ist mir auch deswegen sympatisch, weil ich selbst gern sofort delegiere, sobald ich verstehe, dass der andere das Problem versteht und einen Plan hat. Außerdem möchte ich auch die Menschheit ins Weltall bringen, ich habe auch schonmal Flammenwerfer gebaut und Raketen abgefeuert, etc. pp. also…

Hurra, Mama, schau mich an, ich bin Musk!

Doch warum bin ich dann kein Branchen revolutionierender Billionär? Na, weil ich kein performantes Genie bin. Ich bin ein Normalo. Man muss brillant sein, um mit Nanomanagement + Empowerment erfolgreich zu sein. Wenn wir Normalos das nachmachen, wird das nämlich leider nur Micromanagement + Grütze. Gern können wir Normalos versuchen, uns was abzuschauen. Aber wir werden durch das Nachmachen von Verhalten eben keine Genies. In der Grafik oben habe ich dargestellt, wo der Unterschied liegt. Erfolg durch Nanomanagement hängt ab vom Grad deiner Brillanz.

  • Worst Case sind doch Idioten, die alles selbst machen (die habe ich in der Grafik weggelassen, sie sollen in Vergessenheit geraten).
  • Dann kommen wir Normalos. Fast egal, was wir machen. Meist müssen wir uns zusammentun und viel nachdenken. Nanomanagement sollten wir sein lassen.
  • Dann High Performer. Das sind Normalos, die vieles können, aber auch vieles delegieren. Sie suchen aktiv nach anderen High Performern und schrauben sich so aus dem Mittelmaß heraus. Sie können mit Nanomanagement an der richtigen Stelle schon etwas bewirken.
  • Dann kommen performante Genies. Sie können alles, lassen aber jeden machen, der auch kann. (Musk).
  • Dann wahnsinnige Genies, bei denen versteht keiner, was die eigentlich machen. (Musk?)

Für wen eignet sich also Nanomanagement? Am besten für Genies. Schade. Doch auch wir Normalos können uns was abschauen – solange wir verstehen, dass wir nunmal zu denen gehören, die öfters „Pech haben beim Denken“. Wir können uns eben nicht auf einen Protein-Powercomputer im Kopf verlassen, mit dem Genies alle Eventualitäten blitzschnell durchdenken. Wir brauchen andere Menschen, um mit ihnen gemeinsam zu Ergebnissen zu kommen. Und diese Ergebnisse sind – lasst es uns akzeptieren – im Regelfall durchschnittlich, denn wir sind durchschnittlich. Punkt. Den Durchschnitt können wir gerade mal so hinter uns lassen, indem wir alles richtig machen und andere um uns scharen, die auch alles richtig machen. Indem wir Vertrauen aufbauen und uns gegenseitig machen lassen. Es ist anstrengend, permanent zu empowern. Aber Genies geht es genauso…

Wir müssen uns genauso anstrengen, um leicht überdurchschnittliche Ergebnisse dauerhaft zu erbringen, wie Genies sich anstrengen müssen, um dauerhaft Brillantes abzuliefern.

Und dann kommen die Ratgeberbücher: „10 Dinge, die Elon Musk zum Frühstück nicht isst“, „die drei Fragen, die geniale Manager immer wieder stellen“, „Jeff Bezos‘ Erfolg durch Purpose – WHY eats HOW for breakfast“ und andere frei erfundene Titel, zeigen, wie Ratgeber uns Normalos dazu verleiten wollen, irgendwelche Spleens der obersten Spitze der Pyramide der Superstars nachzuäffen. Als würde es was bringen, dass ich weiß, was He-Man(c) frühstückt – meine Maine Coon wird dadurch nicht zu Battlecat (c)!

„Verhalten erfolgreicher Menschen nachmachen“ ist nicht dasselbe wie „deren Ergebnisse erreichen“. Sofern Du ein Normalo bist, wie 90% der Menschheit, bitte nimm Abstand davon, Elon Musk oder andere (aktuell) erfolgreiche Führungspersonen einfach nur nachzuahmen. (Zumal du ja gar nicht weißt ob die Informationen überhaupt stimmen. Vielleicht frühstückt Elon ja einfach immer was er will oder ständig was anderes? 😉 )

Was müssen Normalos (und ihre Deluxevariante, die Highperformer) nun aber beachten, wenn sie doch versuchen, hoch performanten Genies nachzueifern? Zuerst einmal dies:

  1. Musk hat die geistige Kapazität, um sein System Nanomanagement + Empowerment durchzuhalten.
  2. Musk kann sich darauf verlassen, dass er seinen Bedarf an Genies und High Performern decken kann. Der Erfolg ist da und die starke Vision (und zwar Space, nicht E-Autos) ist da, um Heerscharen an guten Leuten anzulocken, egal ob er sie schnell wieder feuern könnte oder verheizt.
  3. Musk hat Milliarden und kann sich Risiken leisten. Er schrammt zwar permanent am Scheitern vorbei und leistet sich Dinge, die andere verstören. Somit ist er an der Schwelle zum Wahnsinnigen, bei dem keiner weiß, was der da treibt. Ich vermute aber, er kann im letzten Moment den Gang von wahnsinnig wieder auf performantes Genie zurückschalten, so dass er weder die Welt ins Chaos noch sich und seine Firmen ins Verderben stürzen wird. Aber wir Normalos, wir können nicht mal eben auf Genie schalten.

Das heißt, wie müssen uns genau rauspicken, was uns wirklich hilft. Bei He-Man wären es z.B. vielleicht die heißen Hot Pants, und eben nicht sein Frühstück (by the way, He-Man frühstückt gar nicht. Seine Fruit Loops verputzt er nämlich immer in Gestalt seines magischen Alter Egos, des Kuschelprinzen Adam!). Was am System Nanomanagement + Empowerment + Vision hilft uns Normalos konkret weiter? Ich behaupte, wir können uns davon die folgende Scheibe abschneiden:

  1. Sei fachlich topfit, als müsstest Du nanomanagen! Aber lass das Micromanagen.
  2. Empowere Dein Team – feuere aber niemanden weil er ein Problem nicht verstanden hat. Vielleicht hast Du es auch nicht verstanden oder es liegt sogar an Dir, dass er es nicht verstanden hat!
  3. Trage Deine Vision vor Dir her – oder besser die Vision deines „nächsthöheren Genies“, irgendwer in Deinem Unternehmen wird eine brillante Vision haben, buche doch einfach darauf ein – und verbreite die Botschaft!

Cheers und frohe Festtage erstmal!

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