Brechstange! Pro und Contra Turboprojekte im Change

Es gibt Change-Projekte, die sich ewig hinziehen, und Change-Projekte, die sofort gegen die Wand knallen. Die wenigsten laufen strukturiert und halbwegs in time. Es ist Zeit, dies anzuerkennen. Weil Change ganz einfach SCHWIERIG ist. Wäre Change einfach, hätte es keinen eigenen Namen, sondern würde einfach gemacht werden. Heute fokussiere ich mich auf das Für und Wider, in Change-Projekten die Brechstange anzulegen.

Ich bin gerade die täglichen 3km Waldweg gefahren, die ich nehme, um schneller an der B3 zu sein. Fahre ich schnell, baller ich in 80% der Schlaglöcher. Fahre ich langsam, habe ich 3 Vorteile:

1 Ich sehe die Schlaglöcher besser und kann ausweichen, spart 80% der Kollisionen

2 wenn ich nicht ausweichen kann, kann ich noch abbremsen, spart 10% der Kollisionen

3 wenn ich doch kollidieren sollte, habe ich wenigstens keinen Schaden, da ich ja langsam bin

Da der Zeitgewinn lächerlich ist, komme ich zu folgender Erkenntnis: auf dem Waldweg zu heizen, ist bescheuert (außer mit Peter in seinem Pickup, for fun).

Warum aber heize ich trotzdem viel zu oft durch die Buckelpiste am Waller Holz? Teils ist es Selbstüberschätzung, klar. Ein bisschen auch Bock auf Rock. Aber der Hauptgrund ist: Getrieben sein. Getrieben von Eile, Hektik, scheiß Waldweg wieder, Augen zu und durch.

Und wer kennt die Dynamik: Manchmal, wenn ich die ersten Schlaglöcher erwischt habe, bremse ich nicht ab, sondern gebe immer mehr Gas. Flucht nach vorn.

Wenn du in Veränderungsprojekten meinst, es müsse alles ganz schnell gehen, du aber gar nicht siehst, was vor dir liegt, dann flüchtest du nach vorn und das wird krachen.

Perspektivwechsel

Meine Mutter hat gerade ein komplett neues Knie bekommen. In Ihrem Leben ist das ein großes Change-Projekt. Es muss geplant werden, dauert Monate, verändert ihren Körper und ihr Leben – hoffentlich zum Guten. Die OP selbst geht sehr schnell. Zack, Knochen gesägt, zack, Roboterknie rein, zack, zunähen. Erst dann kommt Wochenlang Reha. Stell dir vor, die Ärzte würden sich für diesen Change Zeit lassen. Erstmal aufmachen. Mal gucken. Bisschen operieren. Drüber schlafen. Nochmal anders operieren. Erstmal die Patientin befragen, wie es bisher so läuft… Horror.

Und so empfinden Menschen Changes, bei denen eigentlich klar ist, was kommt, es aber ganz langsam kommt. In Wellen, in Scheibchen, mit Hü und Hott. Ja klar, wenn man einen Soldaten fragt, ob man amputieren soll, wird er vor Angst oft Nein schreien. Aber alle wissen, das Bein muss ab. Jetzt langsam zu sägen, oder gar scheibchenweise ist Folter.

Wenn also klar ist, was vor dir liegt, es nur getan werden muss, dann rate ich dringend zu Geschwindigkeit.

Wie viele Changevorhaben brauchen 5 Anläufe, bis „die Zeit reif ist“! Alle wussten seit 10 Jahren, dass X und Y redundant arbeiten. Ewiges Rumgeeiere hat der Firma wertvolle Zeit gekostet. Irgendwann kommt das Bein ja doch ab. Man lief aber 10 Jahre mit dem Problem umher. 10 Jahre, in denen die Konkurrenten längst mit Roboterbeinen Rekorde laufen lernen.

Management Summary 🙂

Change ins Ungewisse: Gemach, gemach. Langsam vortasten, Augen weit auf, korrigierend nachsteuern, viele einbinden, viel kommunizieren, beratschlagen, analysieren, auswerten…

Change ins Klare: Ab das Bein. Schnaps. Dann gemeinsam neu Laufen lernen

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