Guten Tag,
Immer wieder wird bemängelt, dass es an irgendetwas mangele. „Fachkräfte“ sind im Skat. Der nächste wirft „gute Unternehmen“ in den Ring. Es wird heiß diskutiert. Schließlich kommt der Einwurf „gute Führungskräfte“, daran mangelt es! Ich werfe noch in den Ring „gute Betriebsräte“, „gute Azubis“, „gute Freunde“, „gutes Wetter“, und – ganz wichtig – „gute Ergebnisse“, ja daran mangelt es wohl. Und wenn das alles da wäre, dann wärs „gut“.
Das Problem bei der Debatte, und warum sie wirklich unnütz ist: an ALLEM was „statistisch“ als gut angesehen wird, herrscht aufgrund fieser mathematischer Gesetzmäßigkeiten Mangel 🙂
Gauß lässt grüßen: Sobald die Kurve nach rechts wandert, also in Richtung „gut“, wandert der ganze Haufen mit. Denn der Anspruch wächst. Dieser Kurvenform entkommen wir nicht. Brauchst gar nicht versuchen.
Moralisch gute Dinge können wir hingegen vermehren: mehr Lächeln, mehr Liebe, mehr Ehrlichkeit. Das sind gute Dinge, die keine so starken Abnutzungseffekte erfahren, nach dem Motto „guten Tag sagt ja inzwischen jeder, da muss jetzt aber mal ne Schippe drauf“.
Auch uns selbst können wir verbessern – in Relation zu anderen. Wenn wir schneller sind, oder die anderen sich nicht verbessern. Aber auch hier gibt es ein Schreckgespenst: was ist morgen gut? Nicht dass du deine Skills in etwas ausbaust, was morgen keinen interessiert. Dann bist du von mir aus „gut“, aber dein Marktwert ist es nicht. Dieses Schreckgespenst 2 nenne ich die Veränderung der Anforderungen (daran, was „gut“ ist).
Ist ein Toaster gut im Bett?*
Angenommen, man nimmt den aktuellen Testsieger unter den Toastern mit ins Bett. Dann ist er immer noch gut (vielleicht sehr gut, hängt von Stiftung Warentest und deinen Präferenzen ab). Er ist also „gut im Bett“. Aber wo ist der Zusammenhang? Und dasselbe Problem kann man auf alles übertragen. Was sind „gute Führungskräfte“? Da wird es mindestens 2-3 unterschiedliche berechtigte Perspektiven zu geben. Mindestens aus Sicht MA, der FK selbst, der FK-KollegInnen, der Vorgesetzten und des Unternehmens, ach ja und aus Sicht von vielen Tausenden Coaches 🙂 (ich geh übrigens wenn ich einen Coach brauche, zu Jochen Schlicht).
* Beispiel ist nicht von mir, sondern hab ich vor 10-15 Jahren mal in einer Zeitschrift gelesen mit dem Beispiel Videorekorder.
Wo also moralisch gute Dinge fast beliebig erhöht werden können, ohne zu inflationieren, ist das ganz anders bei „guten Fachkräften“, „guten Führungskräften“, „guten Unternehmen“, denn die rutschen zu 100% immer schön mit Gauß hin und her. Da geht immer noch ne Schippe drauf – oder die Anforderungen sind im Fluss.
Was tun? Lasst uns einfach in allem, was wir wollen, richtig gut sein, egal wie gut andere sind. Und immer freundlich guten Tag sagen 🙂